18.12.2018

Fête de la St Nicolas

Am Abend des 6. Dezembers fand sich nach und nach eine kleine, aber feine Gruppe von

Bewohnerinnen und Bewohnern der Liegenschaft Bielstrasse 50-54 im Hinterhof zu einer

Nikolausfeier ein. Auch ein Mitglied der Geschäftsstelle gesellte sich dazu.

Alle Beteiligten brachten eine Kerze mit, eine Tasse und einen St. Nikolausbänz. Die Kerze

für die Seele, die Tasse für den Glühwein und den Bänz für das leibliche Wohl. Das heisse

Getränk wurde vom Genossenschaftskommissionsmitglied H. Berger und seiner Frau

offeriert, die auch für die Einladung zuständig waren.

Kerze um Kerze trugen zu einem immer heller werdenden Licht bei, das tapfer Nacht und

Wind trotzte. Dampfend füllten sich die Tassen mit heissem Punch, und auf dem Tisch

versammelte sich eine stetig wachsende Anzahl von kleineren, grösseren, dicken, dünnen,

staunenden, mit Hosen, Halstuch, Hut, ja mit Schuhen oder gar nicht bekleideten St.

Nikolausbänzen, alles Unikate mit eigenem Charakter und besonderer Ausstrahlung, wie

man gleich merken wird:

- Mein Hut, der hat drei Ecken, drei Ecken hat mein Hut! Sang Bänz 1 mit grossem Hut auf

kleinem Kopf, die Hände tief in den Hosentaschen.

- Mag sein, dafür hast du keinen Hals! Warf Bänz 2 ein, braun gebrannt, mit Schlaghosen

wie ein 68ger samt Tabakpfeife.

- Und dich hat man wohl etwas zu lange gebacken! Entgegnete Bänz 3, der einen Vollbart

aus Hagelzucker trug. Er stiess Bänz 4 mit dem Ellbogen in die bleiche Seite und blinzelte

verschwörerisch mit einem Rosinenauge; doch Bänz 4 ging nicht darauf ein, er kam vom

Schlossbeck und hielt sich für etwas Besonderes…

- Messieurs, voyons voir! Beschwichtigte Bänzchen 5, ein Wichtel mit Ärmchen wie

Engelsflügel, aber ohne Augen.

Bänz 6, eigelbglänzend, hellbraun gebacken, mit Augen, Ohren, Mund und Hals, aber ohne

Französischkenntnisse, schaute blasiert vor sich hin und spitzte sein Mäulchen wie zum

Pfeifen.

- Was da Messieurs?! Säuselte Bänz 7, war er doch eine Sie mit Zöpfen bis zu den Hüften.

Mit ihren Haselnussaugen zwinkerte sie Bänz 8 zu; dieser, oben ein Schwarzenegger und

unten ein Viktor Giacobbo, wölbte seine Brust noch weiter vor und wollte-.

– Lasst uns froh und munter sein! Platzte da plötzlich Bänz 9 herein, ein Buddha mit

traurigen Augen, von Natur aus ohne Beine, dafür mit umso grösserem Bauch.

- Und hätt er nicht drei Ecken, so wär es nicht mein Hut! Versuchte ihn Bänz 1 zu übertönen,

obschon unterdessen seine Kopfbedeckung schon den Weg in einen Mund gefunden hatte

und mit einem Schluck Glühwein versenkt worden war…

- Voyons voir, un peu de respect! Liess sich Bänzchen 5 wieder vernehmen, dem jetzt zu

den Augen auch ein Arm und ein Fuss fehlten.

- Unterdessen hatte sich der halbe Schwarzenegger etwas ausgedacht: T’as de beaux yeux!

Raunte Bänz 8 Bänzin 7 zu, die heftig errötete, kam ihr doch gerade in diesem Augenblick

ihre Haartracht abhanden…

- Lustig, lustig, traleralera! Schalmeite Bänz 9 und wackelte mit seinem Bauch.

- Bänz 10 mit O-Beinen wie einst John Wayne, rollte die Augen und wollte sich mit der Hand

versichern, dass seine Neymarfrisur nach wie vor sass, d.h. stand, realisierte dann aber,

dass ihm schon beide Arme samt Händen flöten gegangen waren…

- Bänz 11 fingerte an den Dropsknöpfen seiner Uniformjacke herum, bestimmt hätte er dabei

ein seliges Lächeln auf den Lippen gehabt, wenn er nicht schon den Kopf eingebüsst gehabt

hätte.

- Für Bänzin 12, in Leggins plus Gurt, aber ohne Füsse, hatte Bänz 6 etwas höchst

Anziehendes bis zum Moment, als diesem die rechte Wange samt gespitztem Mäulchen

verlustig ging…

- Bänz Nr. 13 war ein Glückspilz, unversehrt lag er in seinem Papiersack und freute sich

darauf, nach Hause getragen zu werden und dort ein Kind zu beglücken.

- Niklaus ist ein guter Mann, dem man nicht genug danken kann! Waren die letzten Worte

von Bänz 9, bevor er sich im Glühwein davonmachte.

- Auch von Bänz 14 war nur noch ein Bein übrig, sein linkes Bein, ein besonders schönes

Bein, aber ganz allein.

- Und was Bänz 15 betrifft, so hätte ich ihn euch liebend gerne beschrieben, war er doch mit

exquisiten Biozutaten, grosser Hingabe und aussergewöhnlichem Talent geknetet, geformt,

verziert, bepinselt und gebacken worden, aber zu diesem Zeitpunkt war er schon bis auf

zwei Brosamen auf dem Tisch gegessen und mit viel Glühwein runtergespült worden…

Hans Berger, Genossenschaftskommissionsmitglied

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